doedelhaie

INTERVIEW    mit den DÖDELHAIEN vom 07.12.2002

Haie_Band_3 Endlich habe ich es geschafft und das Interview mit den Dödelhaien ist im Netz drin. Hat alles ein bißchen länger gedauert, da unser Computer eine Zeitlang nicht so richtig wollte. Auch war es doch recht anstrengend 1000 mal das Diktiergerät zurück zuspuhlen um alles Wortwörtlich abtippen zu können. Doch ich glaube und hoffe, dass sich das Ergebnis gelohnt hat.   Es gibt echt total viele deutschsprachige Punkbands, die wenn man es so nennen will, Punkgeschichte geschrieben haben. Die ganzen Bands hier aufzuzählen erspare ich euch lieber, aber eins ist für mich klar, die Dödelhaie gehören für mich auch dazu. Heutzutage ist es leider seltener geworden, dass Punkbands, Humor, gute Texte und spielerisches genial vermischen können. Zu dieser Kategorie zählen für mich auf jeden Fall die Dödelhaie. Auch hatte ich von vielen schon vorher gehört, dass diese Band privat auch einen sehr guten Humor haben soll. Und dass sie nebenbei noch den "IMPACT RECORDS" betreiben, machte für mich die Sache noch interessanter. Dietmar und Andy der Sänger kannten sich noch vom sehen her, da sie mal vor ein paar Jahren in einem "Mc Donald`s" für Chaos gesorgt hatten. Die Band Dödelhaie ist jetzt gerade volljährig geworden, haben eine neue Platte raus gebracht und Dietmar und ich wollten ihnen deshalb ein paar nervige Fragen stellen. Bewaffnet mit meinem neuen Diktiergerät gingen wir mit Andy und seinen anderen Bandkollegen in ein Hinterteil des Komplexes, wo gerade Planlos spielten. Total begeistert waren Dietmar und ich nach dem Interview von Andys Charme und trockenem Humor, aber lest ruhig selber…. (das Interview geht über 16 Seiten und wem es zu lang ist, der kann es sich auch gerne ausdrucken lassen) !

                                                                                                                                                        (nach der gegenseitigen Begrüßung)

Pogo-€lvis: Ja dann fange ich einfach mal so an… .

Andy: Ja ganz leger, komm sag was!

Pogo-€lvis: Wie seid ihr damals auf den genialen Bandnamen die „DÖDELHAIE" gekommen und warum habt ihr euch zum Beispiel nicht die „PIMMELPIRATEN" oder so genannt?

Andy: Wir hatten noch die Auswahl gehabt uns Dödelelche zu nennen, aber das ist jetzt eine andere Geschichte. Es gibt jetzt zwei Geschichten, ich habe die zwar schon oft erzählt, aber es kommen ja immer kleine junge Kinder…

Pogo-€lvis (fühlt sich angesprochen): ja genau!

Andy: Die das alles noch nicht gehört haben , was der Onkel Hai schon erzählt hat. Es war als vor vielen vielen vielen Jahren. Es war so eine Nacht, wie heute, würde ich sagen. Nur draußen war es viel kälter. Schneestürme und Schneeverwehungen zogen durch die Innenstädte. Es war eine kalte Welt. Draußen erstarrte das menschliche Leben im kristallklaren Frost und es nieselte. Aber irgendwo in einem Bunker, aus dem zweiten Weltkrieg, welcher war übrig geblieben, leuchtete ein Licht. Hinter diesem Fenster saß der Mani, der Andy, in der neuen Legende der Axi und der Hardi. Sie saßen da so rum und wussten mit ihrem Leben nichts an zu fangen. Sie dachten sie müssten das machen, was alle machten, Karriere, reich werden, Frau und Kind, Haus, Swimmingpool und das übliche, was jeder so gemacht hatte. Doch plötzlich als sie in dieser Sternenklaren Winternacht aus dem Fenster schauten, da sagte erstmal der Axel zu Mani: " Mani kuck mal!" Der Mani zum Andy :"Andy komm mal!" und der Hardi zum Axi: "Ey was ist denn da?". Sie standen alle am Fenster und dann sahen sie es. Es war ein riesiger leuchtender Stern und die machten alle: „ Booh ey!". Alle raus gerannt zum alten OPEL. Der Stern war schon längst am Horizont, es gab echt kaum noch andere Möglichkeiten und deshalb voll aufs Gas gedrückt und dem Stern hinter her gedüst. Das ging tagelang so weiter. Wir fuhren über Felder, Stock und Stein, Autobahnen, Sozial Stationen, gebührpflichtige Baustellen und es gab kein Ende. Doch plötzlich blieb der Stern übern Mittelmeer hängen und wir waren am Strand. Es war warm, der Mond schien und war wärmer als die Sonne, wo wir hergekommen sind. Es war das Paradies. Nachtvögel zwitscherten, Nachtfalter spielten ihr kleines Lied mit Geigen, ein paar Wellen kräuselten sich romantisch am Strand. Diese vier Jungs aus dem Ruhrgebiet, die vorher noch nie in ihrem Leben das Meer gesehen hatten, waren gerührt. Die ersten Tränen vermengten sich mit dem unendlichen Ozean. Und als sie am diesen Strand saßen, dachten sie, es könnte nicht besser kommen. Doch es kam besser (-gelächter-)!            Denn plötzlich gab es einen riesigen Strudel. Der Strudel wurde immer größer, größer und größer. Der eine stupste den anderen an, der Axel den Mani, der Hardy den Andy und sagte: „ Ey siehst du das auch?" . Plötzlich kam aus dem Strudel ein riesig großer grauer Berg. Erst haben alle gequietscht : „ Eine Insel, eine Insel, Atlantis!" Scheiße, nix da mit Atlantis. Ein riesiger unglaublicher haushoher Dödelhai erhob sich majestätisch aus den Wellen. Er überragte alles und sein Schatten verfinsterte den Mond. Die vier kuckten sich an und wollten sich Fersengeld geben. Ich meine, es ist ja nicht alltäglich, dass man am Strand sitzt und ein riesiggroßer, hochhausartiger, wie der World Trade Center große Hai ist plötzlich vor dir und kuckt dich strafend mit seinen großen Augen an. Also wir dachten damals strafend. Na gut wir wollten uns gerade vom Acker machen, aber wir hatten ja keine Chance. Dann hat plötzlich seine Stimme donnernd angefangen zu sprechen, kurz vorher hatte er noch ein paar Hafen in den Himmel gezaubert, die dann:" AAAAAAAAaaaaaaaaahhh!" gemacht haben. Wir blieben stehen wie versteinert, wirbelten herum und kuckten dem Hai in seine Augen, die plötzlich wie ein gütiges Licht leuchteten. Der Hai sprach zu uns:" Ihr seid auserwählt!" „Wir sind unwürdig!" „Ich habe euch ausgewählt." Er gab uns billige Instrumente aus Japan, aber wir waren dankbar. Er gab uns Instrumente und sagte:" Geht dort hinaus in meinem Namen, musiziert und verbreitet die Botschaft. Dann wird die Welt ein besserer Ort werden." Zack machte der Flosse kehrt, zack ins Wasser. Wir standen da und machten nur noch:" Äah." Daran zehren wir noch seit heute.

Pogo-€lvis (sehr sprachlos): Das ist gut…!

Andi: Ja sag mal, so ist das gewesen! Das kommt mir vor, als währ es gestern gewesen, aber es ist schon über 18 Jahre her. Habt ihr noch fragen?

Dietmar (schaut auf unsern spontan gemachten Fragebogen): Äah also könnten wir diese Frage schon mal durchstreichen… .

Andi: Ach wir streichen gar nichts.

Pogo-Elvis (schmeißt den Fragebogen auf den Boden): Den können wir sofort wegschmeißen, der ist sowieso scheiße… . -(gelächter)-                                                                                   Was sind denn damals bevor euch der Dödelhai traf, euren musikalischen Vorbilder gewesen?

Andi: Ich mein wir mussten unsere Vorbilder nicht ändern, sondern der Hai hat uns nur auf den richtigen Weg gebracht. Die ersten waren vom Hardi Udo Jürgens und von mir ABBA gewesen, wenn wir ganz weit zurück gehen. Dann kam meinerseits so Musik von Empasted Project (?), so ein bisschen Diago (?) halt. Und es halt so ein bisschen radikaler wurde, kamen so Sachen wie Sex Pistols, Slime und Daily Terror. Ich weiß noch wie ich meine erste Slime bekommen habe, da war ich 16 oder 17 und war erstaunt, dass man so was singen darf. Ich kannte damals noch nicht solche Texte. Ich kannte wohl Extrabreit und fand die damals schon sehr revolutionär. Das war so Neue Deutsche Welle (NDW).

Dietmar: Ja damit bin ich groß geworden.

Andi: Das fand ich damals total klasse, dass man solche Texte singen darf. Ich habe das ganz stolz meiner Mami vorgespielt, die mir dann halt gestanden hat, dass sie selber politisch aus der linken Richtung kam, was sie uns vorher immer so verheimlicht hat, um uns nicht zu Beeinflussen. Denn wir kommen eigentlich mehr aus Polen. Meine Mutter hatte dort eine militärische Ausbildung gehabt, hatte mir ihr erstes Bild mit Kalaschnikow gezeigt. Sie sagte dann:" Kinder ich bin auf eurer Seite." Ja das ging dann immer so weiter. Das waren dann eigentlich meine musikalischen Vorbilder.

Pogo-€lvis: (Pause) Ich glaube ich hole mal den Fragebogen wieder.  (-gelächter-)             Was machen denn andere Leute so, wenn sie euch interviewen? So mit E-mail oder per Telefonat?

Andi: Das ist ganz unterschiedlich. In der Regel bekommen wir ein Luxus Hotel mit Swimmingpool , da kommen dann halt die ganzen nackigen Nixen rein. Wir sitzen dann mit denen da drin und kassieren unsere Checks. Und dann erlauben wir uns zu fragen, ob sie vorher zensiert haben.

Dietmar: Jetzt steht ja bald die Weihnachtszeit vor der Tür, was macht ihr dann so?

Andi: Wir arbeiten uns den Arsch ab, da wir „working class" sind. Aber so richtig Weihnachten machen wir nicht, da wir daran nicht glauben. Und jetzt wo wir größer sind, sehen wir das mit den Geschenken nicht mehr so dramatisch.

Dietmar: Nee, dass meine ich eigentlich nicht, sondern mehr so ein Song zu Weihnachten beisteuern, wie zum Beispiel das letzte Lied auf der LP „Sinfonie des Wahnsinns" (Anmerkung des Tippers: Das Lied hieß „STILLE NACHT, HEILIGE NACHT") ? Wie das auch schon so viele andere Bands gemacht haben?

Andi: Ist da denn nicht schon alles gesungen, was gesungen werden konnte? Nein also wir fahren mit ein paar Leuten nach Weihnachten lustig weg. Diesmal wird es Schottland sein. Wir machen das alles zusammen, mit einer kleinen Bescherung, wir nennen das Wichteln, jeder muss vorher ein kleines Los ziehen, wem wir ein Geschenk machen. In der Regel machen wir dann Silvester und Weihnachten in einem und suchen dafür eine coole Ecke aus. Diesmal ist es Schottland, das letzte mal war es Norwegen und davor war es Polen.

Dietmar: Ich sehe Punkrocker verdienen ganz schön Kohle!

Andi: Ja man muss es nur raffiniert investieren. Ich könnte euch jetzt eine ganz lange Geschichte über mein Buch erzählen, welches wohl nie fertig werden wird. Das heißt „das Kapital als Waffe der Anarchie". Da sind jetzt schon ganz viel Ideen drin, die nur noch nicht veröffentlicht sind. Im Endeffekt muss der Punk gar nicht arm sein, denn Sid Vicious hat nie gesagt, Ey we must be all poor. Das haben später nur alle so interpretiert. Aber warum darf der Punk nicht auch mal reich sein? Wir selber sind nicht wirklich reich, aber was wir haben verprassen wir. Wir hocken da nicht drauf. So ein geiler Urlaub, der hat irgendwie was, der ist besser als irgend ein Bier. Da hast du einfach länger was von und klingt irgendwie auch viel besser vom Urlaub was zu erzählen. Du kannst ja nachher nicht erzählen, häh ich hab das Diebels getrunken.

Dietmar: Und was geht so nächstes Jahr bei euch so ab?

Andy: Wir machen eine kleine Tour

Dietmar: Eine kleine Tour, aber dann bestimmt durch die ganze beschissene Welt ? (-gelächter-)

Andy: Ja aber eins haben wir den Hosen voraus. Das war eine Sache. Wir stehen ab und zu mit denen in Kontakt, zwar nicht dauernd, aber ab und an mal. Die waren wirklich immer kurz vorher auf der Welt wo wir noch nicht waren. Das hat uns dann irgendwann gefrustet. Wir waren aber eher in Kuba, weil die Hosen kamen erst ein Jahr später. Wir haben das erste Kuba Konzert gegeben. Das ist unser kleiner Sieg.

Dietmar: Aber mit den Toten Hosen selber vergleichen tut ihr euch aber nicht, oder? So dass ihr zum Beispiel ihnen hinter her touren müsst? So nach dem Motto: Die waren da, wir waren da?

Andy: Nein, aber ganz früher wollten wir mal auch so berühmt werden, als wir noch ein bisschen kleiner waren. Da haben wir so Stücke mit Ohoo Chören gemacht, als wir noch so 17 waren… .

Dietmar unterbricht Andy: Aber was die Toten Hosen jetzt machen ist nur noch Mainstream eigentlich!

Andy: Aber ich muss sagen, dass ich immer noch der Meinung bin, dass die Toten Hosen ihr Ding durchgezogen haben. Also ich halte die immer noch für Punk. Für mich belegen die eigentlich genau die These, dass man mit genug Asche trotzdem Punk sein kann. Die Toten Hosen haben das beste aus ihrer oder der Situation „reich zu werden" gemacht.

Pogo-€lvis: Also ich mag die Düsseldorfer auch immer noch ganz gerne und vor allem der neue Schlagzeuger Vom hat doch wieder viel Energie in die Band rein gebracht. Musikalisch sprechen mich die älteren Lieder aber mehr an, obwohl bei den neuern sind auch ein paar gute dabei. Aber das die Toten Hosen mal bei „WETTEN DASS" und bei "Top auf the Pops" waren, das fand ich irgendwie schon sehr scheiße. Das hat für mich mit Punkrock gar nichts am Hut.

Dietmar: Ja das sehe ich genau so. Sind die Toten Hosen denn für euch irgendwie kleine Vorbilder?

Andy: Nein, nicht nur. Das musst du viele nehmen und wenn du die alle in einen Topf wirfst, dann kommt dann unsere neue Platte raus. Also da wären ein bisschen Toten Hosen, Che Guevara, ein bisschen Rudolf Scharping. Von jedem so ein bisschen halt.

Pogo-€lvis: Gerhard Schröder war ja nicht dabei!

Andy: Auf seine Art aber irgendwie auch. Auch wenn heutzutage alle seinen Kopf fordern, aber er war der erste Kanzler, nach dem der Dicke dran gewesen ist, den kriegen wir ja auch noch dran, wenn ihr euch unsere neue Platte angehört habt, wüsstet ihr, seine Zeit ist jetzt gekommen, ein paar Namen zu nennen, unter anderen Voraussetzungen. Aber ich fand Schröder deshalb cool, der hat sich kurz nach dem er Kanzler geworden ist, sich zuerst vor den Bauern gestellt. Er hat nicht rumgeschleimt und großartig rum gelogen, sondern er meinte halt: „ Wenn ihr nicht für mich seid, dann seid ihr halt gegen mich und ich ziehe es auch ohne euch durch." Und er hat dann die ganzen Buuh Rufe ertragen. Während der dicke immer kurz, bevor er solche ähnliche Reden gehalten hat, immer alles versprochen hatte, und rumgeschleimt hatte. „Ja ich verspreche alles, wir sind alle Brüder, bla bla bla… ." Ich finde halt man muss auch mal Mut haben und dann auch akzeptieren, wenn man dann später eine Flasche vorm Kopf geschmissen zu kriegen.

Pogo-€lvis: Jetzt kommt wieder eine Standartfrage! Was hällst du zurzeit von der politischen Lage in Deutschland?

Andi: Ja, also ich sehe der eher zwei Thesen. (Pause) Die eine These ist, wenn du an die Demokratie glaubst, was ich eigentlich nicht wirklich tue. Haben wir zur Zeit im demokratischen System, die beste mögliche Konstellation im Augenblick. Auch wenn die Deppen da irgend etwas vor sich hin murmeln. Aber wer sich richtig damit beschäftigt, der weiß das sie Alternativen viel schlimmer sind. Wenn ich mir den Stoiber während seines Wahlkampfes nur angekuckt und angehört habe und seine Aussagen verglichen habe, weil ich habe ein bisschen Wirtschaft studiert, bevor ich dann gegangen bin, lieber Punkrock. Dann kann man die Sachen nachvollziehen, man hat genau gemerkt, bei dem ist noch viel mehr heiße Luft als bei dem Schröder drin. Jeder lügt, aber die Frage ist wer lügt schlimmer. Und Schröder lügt im Annehmbarer Maße. Die Grünen zum Beispiel sind sein Gewissen. Also ich wähle immer schön brav die Grünen, weil ich mir immer sag, da sind noch ein paar alte R.A.F. Sympathisanten von früher drin und ab und zu kommt das halt durch und das merkt man dann halt auch.

Pogo-€lvis: Also dass Tippe ich dann auch mit ab….

Andi: Ach was soll es… . Ich glaube du hast unsere neue Platte immer noch nicht gehört. Da singen wir halt: „Wo ist die R. A. F wenn man sie braucht?!"

Dietmar zu mir: Ja dann müssen wir uns die nachher noch mal anhören.

Andi: Obwohl der Axel hat immer ein bisschen Angst, dass wir später im Knast sitzen. Das heißt Radieschen auf Frischkäse. Ich muss mich da mal ein bisschen wieder mäßigen. Wir haben natürlich nicht mit einer zufälligen Nahgleichheit mit einer politischen nicht ganz demokratischer Struktur nichts zu tun.

Pogo-€lvis: Was haltet ihr denn zu Zeit so vom Plastic Bomb? Ihr könnt euch persönlich doch bestimmt auch sehr gut und was sagt ihr dazu, dass der Frank H. aus der PlaBo ausgestiegen ist?

Andi: Da sag ich erstmal eins, das ist eine Interne Sache von denen. Aber wir kennen die Leute vom PlaBo schon ewig und sind mit denen so zu sagen in der Szene groß geworden, wenn man das so sagen will…

Pogo-€lvis: Und ihr werdet mit denen bestimmt auch wieder zusammen alt!!?

Andi: Und wir werden mit denen auch zusammen alt, da kann man wohl nichts mehr gegen machen. Nein, aber der Fakt ist erstmal so, ohne auf jeden einzelnen Kram einzugehen. Ich kenne Micha vom PlaBo schon etwas länger, wir fahren manchmal zusammen in den Urlaub, wir waren zum Beispiel das letzte mal zusammen in Norwegen. Der labbert im besoffenen Kopf über alles und die vertreten im großen und im ganzen das Gleiche wie wir. Und Fakt ist einfach ab einer bestimmten Größe steigt auch die Anzahl deiner Feinde. Das haben wir auch gemerkt. Als wir zum Beispiel noch die kleinen waren, da waren wir die Kumpels von Jeden. Aber irgendwann, wenn du ein bisschen mehr Erfolg hast, dann kommen schnell ein paar Neider. Wir hatten schon alle Gerüchte durch, von Kapitalisten, von Nazis und was weiß ich. Darum sehe ich das halt alles ein bisschen anders. Das PlaBo hat verdammt viel für PUNKROCK gemacht ….(Pause) und ich kann sie mir auch nicht wegdenken. Ich meine das man untereinander seine Querelen hat, mein Gott, dass hat man überall. Ich meine der Scharping der ist ja auch rausgeflogen, weil er gerade im Swimmingpool zur falschen Zeit gewesen ist.

Dietmar: Was ist denn zur Zeit so eure Musik, die ihr euch um die Ohren schlägt und privat gerne hört?

Andi: Jetzt müsste ich ja gemein sagen und euch die neue Dödelhaie Platte nennen….

Dietmar: Nein das gilt aber nicht!

Andi: Aber die höre ich doch gerade, weil die doch so neu ist. Die werde ich bestimmt bis zum Umfallen hören. Nein, aber ich höre im Vorab die neue RAZZIA mir an, die ihr noch nicht kennen könnt?

POGO-€lvis: Nee, die kennen wir leider noch nicht.

Andi: Denn die haben schon einen neue gemacht, aber die ist noch nicht raus gekommen. Aber ich habe durch Zufall oder zufällig durch viel reden und erzählen, unauffällig eine Vorab - Cd hören dürfen. Die höre ich mir wirklich dauernd an. Das ist eine Sache, dann auf jeden Fall JESUS SKINS habe ich bis zum verrecken gedudelt.

Dietmar: Die haben wir im Auto vorhin auch gehört.. .

Andi: Jesus Skins, dass ist es einfach. Was habe ich denn noch gehört in den letzten tagen, wenn ich was gehört habe? Na gut Dödelhaie darf ich ja nicht mehr sagen und habe ich auch schon gesagt. Die andere Band kennt ihr nicht, das ist so eine Brasilianische Combo, die machen irische Volklore. Das sind so die Sachen, die ich in letzter Zeit gehört habe.

Dietmar: Was halten denn die Dödelhaie von dem 80iger Revival? So Nena oder jetzt die neue FEHLFARBEN?

Andi: Also die neue Fehlfarben habe ich nicht mitbekommen und habe nur gerüchteweise gehört, dass es sie gibt. Wenn ich ehrlich bin, kenne ich von Fehlfarben aber auch nur die Maxi oder Mini-LP mit zwei Stücken „es geht voran".

Dietmar: Nicht mal die „Monarchie und Alltag" ?

Andi: Nein, natürlich kenne ich den Namen, aber damals hatte ich nicht so viel Geld und einen CD oder Lp-Brenner und Ap konnte ich mir damals nicht leisten. Die Maxi Lp fand ich eigentlich ganz klasse, aber teilweise doch recht lang artmig , da man hat auf die Refrains gewartet. Ich fand`s damals cool und so ein 80iger Revival hat so was dramatisches an sich. Überlegt euch doch mal  wir sind schon jetzt in der Phase alt geworden, das jetzt schon ein Revival von der Musik gibt, die wir früher gehört haben.

Dietmar: Wenn man sich jetzt Nena anschaut, 20 jähriges Bühnen Jubiläum, was hat die Frau in den letzten 20 Jahren gemacht? Grosartig fällt mir da nichts ein.

Andi: Wahrscheinlich viel Alkohol und ich glaube Kinderlieder.

Dietmar: Da hat man aber auch nicht so viel von mitbekommen.

Andi: Ich habe letztens im Fernsehen gesehen, das Marcus wieder auf Tour kommt. Das hat mir dann wieder gereicht, denn jetzt kommen auch wieder die ganzen schlechten. (………)

Pogo-€lvis: Ward einer von euch denn in der Punkausstellung „Zurück zum Beton" in Düsseldorf? Das war ja auch so ein Zwischending von NDW und Punk.

Andi: Nein, da war ich nicht, aber ich habe die Sachen gehört…

Pogo-Elvis: Die war teilweise sau schlecht!

Andi: Ich habe überwiegend gute Kritiken gehört, die schlechten die ich gehört habe war, dass es in dem ganzen wohl kein Konzept in dem Sinne gegeben hat.

Pogo-Elvis: Das finde ich aber wieder gut, das ist dann wieder typisch Punkrock!!

Andi: Mag sein, aber wenn dú einer bist, der sich wirklich mal informieren will, ich meine wir kennen die meisten Geschichten eigentlich, für die brauchst du keine Ausstellung zu machen. Das hätte man auch selber machen können.

Dietmar: Ja das meinten wir beide auch. So was hätte man selber auch locker mit Fotos und Platten aufziehen können.

Andi: Ja, aber für Leute die das nicht kennen und sich über die Szene informieren wollen und da fehlt dann natürlich eine Struktur.

Dietmar: Also wir haben mit einigen geredet, die auch aus der Szene vom Anfang kamen und die waren alle irgendwie so beglückt, dass alles noch mal zu sehen auf diesem Bildmaterial oder so was…. .

Andi: Ich finde das immer total kacke, dass die spätestens nach `82 alles ausblenden.

Dietmar schreiend ins Diktiergerät: Ja das stimmt, dass finde ich auch total scheiße!!

Andi: Da kommen so Bands wie Daily Terror oder TOXOPLASMA kommen da gar nicht drin vor.

Dietmar: Obwohl Betoncombo waren auch mit dabei.

Andi: Aber wenn im Rolling Stone was über Punk geschrieben wird, dann steht dann immer ab 1982 war der Punk tot, fertig aus, Geschichte und Beendet. Dann kommt es dann wieder bei GREEN DAY oder so.

Dietmar: Ja das ist auch irgendwie totaler Quatsch. Das stimmt wohl.

Andi: Aber das ist ja auch was Punk ausmacht, wenn man realistisch ist, dann ist es in der Regel so, dass Punk eine Wellenbewegung ist. Wenn du dir überlegst von allen Szenen die es gibt, fangen wir mal in den `70igern an bis heute. Dann überleg dir mal welche Musikrichtungen wirklich tot gewesen sind, oder es gibt diese Revival Dinger, aber die sind ja nicht wirklich keine neue Bewegungen. Du wirst heute keinen MOD mehr sehen, der mit seinem Roller durch die Gegend rollt oder ähnliches in der Art, zumindest nicht viele. Und beim Punk immer wieder überlebt hat. Da sind halt immer wieder neue Leute dazu gekommen. Nur die Formen und die Musik hat sich leicht geändert. Im Enddefekt war es ein guter Impuls, wenn Punk kurz wieder Mode wurde und die Szene wieder gestöhnt hatte:" Oh Gott nein, jetzt ist PUNK wieder auf VIVA und MTV", aber da bleiben immer wieder welche hängen. Und das ist es halt eben, die richtigen Sachen werden halt auch wieder hochgespült, die Mode verschwindet wieder. Dann heißt zwar dann wieder Punk ist tot. Aber hat im Prinzip wieder mit sich gerissen und die in der richtigen Szene, die von den normalen Leute nicht bemerkt werden, muss sie ja auch nicht und will sie ja auch nicht. Die aber wieder frisches Blut mit rein gekriegt haben. Wie so eine Art Punktransfusion. (-gelächter-) Der Anfang ist ja schon etwas länger her, von Mitte der 70iger bis heute.

Hardy meldet sich auch zu Wort, obwohl er die ganze Zeit nur zugehört hatte: Tja und jetzt sind wieder 13 und 14 jährige da mit Irohaarschnitt.

Andi: Genau, obwohl diese Modegeschichten haben wir immer wieder zwischendurch was zu verdanken. Man muss es zwar immer wieder verdammen aus dem Prinzip natürlich und auch nicht mit machen, aber man kann ja schon sagen, mal kucken wer so für uns übrig bleibt. Man soll ja auch nicht vergessen wie man früher selber war, denke ich oft.

Dietmar: Ja, aber da war es keine Mode sondern man wollte nur schocken.

Andi: Bei mir war es auf jeden Fall auch schocken. Ich wollte die Omis in der Straßenbahn wenn sie sich umdrehen Huhuhu erschrecken. Du hattest deine Streifenhose an, deinen Nietengürtel gehabt und mmh Böse! (-gelächter-)

Pogo-€lvis: Ich wollte auch immer böse wirken, aber wenn man dann leise Abstürzende Brieftauben gehört hat, dann konnte man irgendwie nicht ganz so Böse schauen und hatte immer ein leichtes schmunzeln im Gesicht.

Andi: Die erste von denen fand ich auch total geil, aber dann haben sie sich zu oft kopiert. Die konnten dann nicht mehr so viel varieren, da die ja nur mit zwei Leuten standen und das ist dann auch schwer. Die erste war für mich aber kult! Ich habe ein Konzert verpasst, weil ich zu besoffen war und lag auf so einer blöden Wiese vorm Konzertsaal, wollte unbedingt Brieftauben sehen und bin kotzend aufgewacht, ooh scheiße alles vorbei! (-gelächter-)

Pogo-€LVIS: Hat sich den in deinen Augen die Punkerszene sich in den letzten Jahren stark verändert in Deutschland?

Andi: Die verändert sich dauernd!

Pogo-€lvis: Ja aber ich meine mehr so in Negativem Sinne?! Zum Beispiel das man kaum noch was selber macht und sich alles von anderen in den Arsch stecken lässt. Ich meine ihr müsset das ja bei IMPACT RECORDS am Besten merken. Da wird teilweise doch bestimmt auch nur blind konsumiert Das ist doch total scheiße, früher hat man halt auch noch mehr Klamotten selber gemacht.

Andi: Das ist ja das Interessante! Jetzt müssen wir dir die scheußliche Wahrheit eigentlich vors Gesicht knallen. Wir haben unsere Konsequenz aus all dem gezogen. Wir sind halt immer eine Band gewesen, die halt nicht Texte machen hinter den sie selber nicht stehen. Ich mein über einige Texte würden wir heute lachen, aber in der Zeit wo wir sie gemacht haben, haben wir sie so erlebt. Eine Konsequenz aus unseren Texten oder Ideen ist halt gewesen, wir können uns nicht den Statt unterordnen. Wenn wir das tun, dann sind wir wie die Bands, die Anarchie, Anarchie brüllen und später in die Bank oder den Supermarkt gehen und ganz normal arbeiten. Das heißt du verrätst dich jeden Tag selber. Also gab es nur eine einzige Möglichkeit, wenn man Konsequenz ist, mach dein Ding selber und die ist halt IMPACT RECORDS. Wir haben Impact gegründet und das ist jetzt, bis heute immer noch da und ist eigentlich eine Konsequenz aus dem Punksein. Es ist nach außen von der Struktur vielleicht auch größer als einige kleinere andere. Aber im Enddefekt ist es auch nur ein scheiß kleiner Versand gewesen, dem du im Wohnzimmer gemacht hast halt, mit den ersten 7 Platten, die du neben deiner Stereoanlage gehabt hattest. Dann warst du halt stolz, wenn du deine erste Platte verkauft hast. Nur als man halt gemerkt hatte, man kann dadurch die Gesellschaftlichen Zwänge umgehen, die zum Beispiel Zwanghaft wenn du deine Ausbildung fertig hast, dann kommt in der Regel der Job oder die Obdachlosigkeit, eins von beiden. Und beides war für uns nicht gerade erstrebenswert. Die meisten Punks die wir halt kennen gelernt haben, meinen halt so, dass Arbeiten scheiße ist. Das liegt aber auch nur darin, wenn du eine Job machen musst, auf den du keinen Bock hast oder nicht auf die Reihe kriegst. Aber wenn du für Sachen arbeitest, auf die du total Bock hast, dann gehst du in der Regel über dich selber hinaus. Dann machst du am Tag nicht nur 8 Stunden, sondern auch mal 14 Stunden. Aber du weißt genau es ist für die Sache, für die du immer gekämpft hast. Du musst nicht immer im Prinzip für einen anonymen Chef , der 10 Etagen über dir sitzt und fragen, darf ich morgen mal eine Stunde früher gehen. Dann sind eben so Sachen, die musst du nicht machen. Und wo du gerade dabei warst zu sagen, dass die Leute selber immer weniger konstruktiv arbeiten, dass haben wir selber erschreckend auch gemerkt. Nur müssen uns dann auch der Konsequenz beugen, wir können sie ja nicht zwingen. Ich kann noch ein Stück weiter zurück gehen und kann nur sagen, dass „wir früher Ding" ist zwar scheiße, aber der Niedergang fing für mich an, dass es in der Mickey Maus keine Bastelteile mehr gab. (-gelächter-) Ja das hört sich jetzt lächerlich an, aber damit fing der Niedergang an in der Eigenkonstruktivität.

Hardy: Und jetzt ist da so eine Plastikscheiße drin.

Andi: Genau, wir fanden früher die Mickey Maus geil, weil da konnte man selber Sachen machen. Nach Jahren habe ich mir mal wieder gesagt, ich kauf mir mal eine und habe gemerkt, dass ist nur noch vor gefertigt, weil keiner mehr auf die Reihe kommt so ein beschissenen blöden Bastelbogen zu kapieren und selber was bauen.

(Anmerkung des Tippers: Liebe Punker, baut doch einfach mal wieder mehr mit Legosteinen, bevor die nachher auch nur noch zusammengeklebt zu kaufen gibt)

Hardy: Ich finde das immer erschreckend bei diesen Kassierer T-Shirt Männchen, wo man genau weiß, dass man das locker in 5 Minuten mit einem Edding selber malen, aber die Leute bezahlen dafür 13,90 €uro.

Dietmar zeigt auf sein selbst gemaltes Daily Terror T-Shirt: Ich nicht!

Andi: Wir haben bei Impact Records mal versucht das zu fördern , wir haben Klamotten angeboten zum Selbermachen. Das fing an mit Bondagehosen zum selber färben, mit Farben, wir haben Batikfarben und Bleichzeug angeboten. Das ist so gefloppt, die Leute haben das nicht auf die Reihe bekommen. Die wollen lieber gebatikte Hosen kaufen.

Dietmar: Wir haben das früher immer selber gemacht…

Andi: Ja wir alle auch….

Dietmar: Wie ein Weltmeister zu "Ihr Platz" gerannt und dort Batikfarbe geholt.

Andi: Das Ergebnis davon ist, dass wirklich keine Sau was davon gekauft hatte und wenn die so bescheuert sind….. . Glöckchen, die am Stand steht, die hängt bei Impact unten im Lager mit einer Waschmaschine und bleicht die Scheiße halt selber und verkauft die. Die sagt sich, na gut wenn ihr es haben wollt, bitte!

Hardy: Dann bezahlt man halt 20 € mehr.

Andi: Genau und die Leute bekommen nur das was sie haben wollen. Wenn sie es selber nicht mehr auf die Reihe kriegen und du kannst die nur bis auf einen bestimmten Grad fördern, aber wenn sie nicht wollen. Na gut, wir können sie vielleicht zwingen in einer neuen kleinen diktatorischen Gesellschaft unter unseren weiser Herrschaft, aber so weit sind wir ja noch nicht. Jeder ist seines eigen Konstruktiven Glückes Schmied. (-gelächter-)

Pogo-€lvis: Was war denn bis jetzt so die dümmste Frage, die euch bis jetzt gestellt wurde in euern 1000 Interviews?

Hardy: Wie seid ihr auf den Namen Dödelhaie gekommen? (-gelächter-)

Andi: Ich habe gerade gestern eins gemacht fürs Wahrschauer. Die Frage war doch recht lustig. Ich musste echt lange nachdenken. Die haben gefragt, was war eure schlauste Entscheidung gewesen, die ihr in euerm ganzen Bandleben gemacht habt und was war die dümmste? Die schlauste wusste ich sofort, dass war, dass wir eine eigene Plattenfirma gegründet haben, um uns unabhängig zu machen. Und bei der dümmsten habe ich lange überlegt und mir fiel nichts wirkliches ein. Also nichts wo ich sagen würde, da hätte ich eine Sache, so rein Bandtechnisch total anders gemacht. Aber als Antwort habe ich dann gegeben, dass wir im Proberaum keine Heizung haben, dass war die dümmste Entscheidung. Also eine andere viel mir wirklich nicht ein.

Dietmar: Das kennst du doch auch noch irgendwo noch her?

Pogo-€lvis: Ja, aber das ist jetzt im neuen Proberaum anders.

Andi: Man kann aus jeder Frage was machen, auch wenn man eine dumme Frage stellt.

Dietmar: Genau, dann muss man auch eine dumme Antwort geben.

Andi: So doof kann auch eine Frage auch nicht sein, um auch noch doofer beantwortet zu werden.

Pogo-€lvis: Wie heißt denn jetzt überhaupt eure neue Platte?

Andi: Die heißt "Schätzchen, ich habe das Land befreit!"

Pogo-€lvis: Ja stimmt habe ich irgendwo schon gelesen, ich glaub im Plastic Bomb, oder so... .

Andi: Da hatten wir auch ein Track auf der CD von uns drauf.

Dietmar: Wie steht ihr denn überhaupt zu Drogen? Oder habt ihr überhaupt was mit Drogen zu tun?

Andi: Das ist verschieden. Das dramatische ist halt, dass viele Menschen immer geglaubt haben, wenn sie mir zuhören, ich würde Drogen nehmen. Aber die Fantasie kann eine viel schlimmere Droge sein. Die kann manchmal echt schlimmer sein als alle chemische Drogen, die ihr euch vorstellen könnt.

Hardy: Die Droge die wir haben, ist das Arbeiten.

Dietmar: Ich dachte jetzt kommt die Musik!

Andi: Die gehört ja teilweise schon dazu aber die ist mehr wie Teraphie. Wir haben früher alle zusammen in einer Firma gearbeitet, der Axel hat eine kleine Computerfirma gemacht, die eine Etage über uns war. Es hengt irgendwie alles zusammen und du merkst, weil du für dich selber den Kram machst, hengst du selber viel mehr dahinter. Du kriegst manchmal da echt eine Arbeitssucht. Ich grins mir immer einen, wenn es heißt "ihr faulen Punker halt, ihr lebt auf unsere Kosten!" (-gelächter!-) Das geilste ist es, wenn man in seiner eigenen Firma 12 Stunden gearbeitet hat, man fährt dann nach Hause und an drei Ecken stehen irgendwelche arbeitslose Skins und schreien dir hinter her du scheiß Zecke, geh doch arbeiten und such dir einen Job, du Penner! Ne, aber arbeit kann manchmal echt wie eine sucht sein.

Pogo-€lvis: Was ist denn mit euer größten Konkurenz A.M. Music oder am Anfang auch Mülleimer Records genannt geworden?

Andi: Die Gerechtigkeit hat sich halt durch gesetzt. Nein die sind im Prinzip weg.

Pogo-€lvis: Die sind Pleite geworden, gell?

Andi: Ja, es war ein langer harter Kampf. Am Ende war es nur die Frage, wer hällt es länger durch. Ich weiß nicht wie genau ihr es wißt, aber der Musikmarkt, wo man die Platten verkauft, der wird pro Jahr immer schlechter. Das ist Fakt durch Mp3 und so. Das ist halt so. Ich würde zwar auch brennen, wenn ich keine Asche hätte, aber Fakt ist es wird halt immer weniger, was man machen kann. Das hat A.M. und uns genau so betroffen. Unser Vorteil im Gegensatz zu A.M. war, dass wir waren flexiber und mehr auf einander eher eingespielt. Wir waren alle Kumpelsund A.M eben nicht, die hatten eine normale Firmenhierachie. Bei uns gab es keinen richtigen Gehälter, es hingen alle zusammen und wenn nichts da war, dann hat auch keiner was bekommen. Das heißt es wurde Gerecht nicht verteilt. Wenn aber was da war, dann wurde halt verteilt. A.M. haben diesen Punkt, soviel ich weiß, nie gehabt. Die hatten eine zeitlang bis zu 50 Angestellte und wir hatten bis zu der Zeit wohl um die 7 Leute. Haben aber fast daselbe hinbekommen wie die mit 50 Leuten. Das heit an manchen Stellen mußten wir richtig ackern, um das gleiche zu bringen.... .

Pogo-€lvis: Und nebenbei hatte ihr ja auch noch eure Band!

Andi: Na klar. Der Chef von A.M. Thomas Ziegler hatte früher auch noch eine Band gehabt, der war früher bei Chaos Z.

Hardy: Der war Bassist auf der ersten Singel.

Andi: Der hat dann die Konsequenz gezogen und meinte:" Ich kann nicht Firma und Band gleichzeitig und nachher war bei ihm nur noch die Firma. Wir haben bei uns gesagt, diese Konsequenz gibt es bei uns nicht. Das eine und andere kann ohne das andere nicht. Und im Endeffekt als es mit A.M. aber auch mit uns nieder ging, also es ging uns allen nicht gerade finaziell gut und war wie eine Achterbahnfahrt, die immer nach unten ging. Bei A.M. war halt das Problem, das der oberste Chef immer noch Geld ausgegeben hatte und trotzdem solidarische Reden vor den anderen gehalten, dass alle den Gürten enger schnallen sollen. In seiner Garage stand aber trotzdem noch ein fetter "Rolce Roice", weil er Bock drauf hatte. Die Leute sind dann bei ihm gegangen, da sie kein Geld bekommen haben und haben sich verpisst. Der Niedergang war so nicht mehr aufzuhalten. Bei uns war das dann so, dass wir nebenbei dann noch Arbeiten gegangen sind, als es ganz schlimm wurde. Nach einem Jahr war dann die Durststrecke vorbei und A.M. war schon längst im Dunkel der Geschichte verschwunden. Uns gab es immer noch und es ging steil nach oben, aber nur durch solidarische Aktionen, nicht durch die üblichen kapitalistischen Strukturen. Wenn wir die gehabt hätten, dann würde uns es heute nicht mehr geben.

Pogo-€lvis: Und jetzt noch mal zurück zu kommen auf Dödelhaie, wie lange gibt es euch jetzt schon?

Andy: Also das sind jetzt schon über 18 Jahre. (Pause)

Pogo-Elvis: Warum habrt ihr überhaupt so lange für die neue Platte gebraucht?

Andy: Wir haben halt super lange für die Platte gebraucht und das Problem hast du dann halt, wenn du alle Firmenleute unter einen Hut bringen willst, dann klappt das dauernt nicht.

Hardy: 4 Jahre!

Dietmar: Das war jetzt die Platte direkt nach der "Spiegelbild"?

Andi: Ne, da kam danach noch die "Mitternacht" Platte, die Single "Oi it`s Deutschpunk" Ende 1998 und jetzt endlich auch die "Schätzchen, ich habe das Land befreit", die glaube ich auch ganz gut geworden ist. Wir wollten auch eine Konsequenz zeigen, denn in der Platte ist die Idee drin zu sagen, wir glauben halt nicht an den demokratischen Umschwung, sondern an eine milde aber doch durchgeführte Militärdiktatur. Es ist halt immer nir die Frage, wer sie macht. Wo bei wir nie gesagt haben, das wir eine faire Diktatur machen würden. Die wäre halt nur fair für die Lete aus unserer Szene, für die anderen nicht. Ich habe irgendwann erkannt, dass die Menschheit eigentlich nicht reif ist für eine Demokratie, der Mensch ist zu blöd, schon gar nicht für eine Anarchie. Die Anarchie wäre eigentlich die nächste Stufe von der Demokratie. Demokratie hat halt noch Regeln, die sehr auf Vernunft basieren. Ich war vor ein paar Jahren Beführworter einer Basisdemokratie, jeder sollte zu Hause ein Knöpfchen am Fernsehn haben und bei allem mitbestimmen, wo er gerade Lust zu hat. Dann kucke ich mir dann aber diese Talkshows an und diese Durchschnittsbürger in diesen Talkshows, wenn der über Frieden und Krieg entscheiden müsste, dann wäre das das Ende von allem. Das darf man gar nicht zu lassen. Also kam ich zu der These, dass der Mensch sich weiter entwickelt. Wenn man mal ganz zurück geht so ins Jahr 0, da war Gewalt noch viel alltäglicher als heute. Früher war das halt nicht so schlimm, da die Waffen noch nicht so gefährlich war. Wenn die früher Atomwaffen gahabt hätten, zu der Zeit zum Beispiel im römischen Reich, das wärs dann gewesen. Du musst die Menschheit halt vor sich selber schützen, da sie sich halt weiter entwickelt. Du musst die halt so lange vor sich schützen, bis sie zu diesm Punkt kommen und sagen - jetzt können wir uns selber verwalten. Du musst die Menschheit halt immer wieder daran erinnern sich selber nicht zu vernichten. Das kannst du nicht nur mit guten Argumenten. Diese ganzen Ökoverfechter, die haben zwar viel erreicht, aber der Regenwald wird halt immer noch abgeholzt, weil sie da keine Truppen hin stellen.

Pogo-€lvis: Da kommt erst Krombacher an und pro Kiste Bier retten die dann einen km² Regenwald.

Andi: Ja oder warum werden nicht Walfänger versenkt, die wirklich gegen Artenschutzgesetze verstoßen. Warum werden die dann nicht von U-Booten mit Raketen beschossen? Das wäre unter meiner Herrschaft alltäglich. (-gelächter-) Das ist jetzt vielleicht ein bißchen überspitzt da gestellt. Wir würden eine Diktatur machen, die zwar mild wäre, aber für die Leute, die jetzt auf der Sonnenseite des Lebens sind, für die wäre es halt scheiße. Aber warum sollte es denen denn nicht auch mal kacke gehen?

Pogo-€lvis: Seid ihr denn privat auch viel im Internet?

Andi: Ja, also Internet ist für mich die totale Anarchie. Also ich war am Anfang ein bißchen skeptisch und habe nicht so richtig kapiert, was da so vor sich geht. Aber als ich gemerkt habe, dass man dort das machen kann, wo von wir immer alle lange gebrüllt haben, totale Meinungsfreiheit. Du kannst da wirklich reinposen, was du willst. Natürlich auch die andern, aber im Enddefekt wenn es jetzt schon irgendwo die Anarchie gibt, dann hier im Internet. Aber jetzt kommen schon sofort die ersten Regeln, wenn wir an der Macht sind, dann schaffen wir das natürlich alles ab. Aber nicht für alle

Pogo-€lvis: Mir fällt da noch eine Frage ein, ihr kommt ja aus dem Ruhrpott und wir sind ja mehr so Bauernlümmel und.......... .

Andi: Meine Eltern waren auch Bauernlümmel. Mein Opa war Geldfälscher in Polen, auf den war ich besonders stolz. Unser Vater hat aus dem Fenster heraus mit einem Luftgewehr auf Nazis geschossen, was auch sehr gut war. Meine Mami hatte die Millitärische Ausbildung.

Pogo-€lvis: Aber was ich fragen wollte ist, dass ihr als Ruhrpöttler bestimmt auch Willi Wucher persöhnlich kennt. Über den hört man ja so viele "böse" Gerüchte und ich wollte euch fragen, was ihr von ihm haltet und dahinten so mitbekommt?

Andi: Die meissten stimmen auch. Wir konnten uns nie richtig leiden, wir haben uns früher aber auch nicht richtig gehasst, man hat mehr so an einander vorbei gelebt. Wir waren zu diesem Zeitpunkt doch recht klein und erwar so mehr der Punkerpabst von Duisburg, da hatten wir kaum Kontakt zu ihm. Später hatte man die einen oder anderen Plattendeals miteinander gemacht und getauscht. Da kamen schon so die ersten Gerüchte über ihn auf. Wir waren immer mehr so die Typen, ohne Beweis glauben wir erstmal nichts.

Pogo-€lvis: Ja das kenne ich irgendwo her.....

Andi: Als dann so die ersten Beweise auftauchten, haben wir sofort alle Beziehungen zu ihm abgebrochen.

Pogo-Elvis: Aber heut zutage braucht man ja kaum noch Beweise, dann schaut man in seinem Mailorder und er macht ordentlich Kohle mit Skewdriver Platten und so Graurock Combos.

Andi: Das er seine Rechtsoffene Geschichten durchzieht ist offensichtlich....

Hardy: Das macht er auch noch ganz offen und versteckt sich dabei auch nicht.

Andi: Verkauft er irgend welche Rechtsrockplatten, dann steht dann da drunter -hier ein paar Platten zum Billigpreis, da der Scheiß weg muß, aber dann verkauft er sie weiter. Wir wollen mit ihm nicht zu tun haben und er mit uns glaub ich auch nicht, deswegen ist das Thema Wucher für uns eigentlich auch erledigt. Sehr befriedigent war für uns wohl, als er geschrieben hatte, -eigentlich haben wir mit der Koloserbande, das sind wir, nichts zu tun, aber die Platte ist einfach zu gut. Der hat die dann über Umwege dann doch mit rein genommen. Das fand ich halt cool das die Bösen halt nicht um rum kommen die Axt des Gutens zu bemerken.

Pogo-€lvis: Danke fürs Interview und gleich viel Spaß beim Auftritt.

 

 

 

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